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Vietnamesicher Kardinalfisch – Tanichthys micagemmae
23 Jul 2019 Birthe Kommentare deaktiviert für Vietnamesicher Kardinalfisch – Tanichthys micagemmae
Ich möchte euch heute mal ein wunderbares, vielseitiges kleines Fischchen vorstellen, das in meiner Beliebtheitsskala gerade ganz oben unterwegs ist. Kardinalfische mochte ich ja schon immer, hab mich aber irgendwann von den „großen“ T. albonubes getrennt, weil sie so dermaßen gierig fressen, dass eine Vergesellschaftung schwierig ist. In Kiel hatte ich es schon einmal mit dem Vietnamesen versucht, dort aber vermutlich wegen des harten Wassers kein Glück mit ihm gehabt – innerhalb weniger Monate starben alle weg.
Nun bin ich ja in einem aquaristisch verträglicheren Gebiet ansässig und habe es noch mal gewagt – ein Händler hatte schöne Tiere und ich nahm 8 Stück mit. (4/4)
Diesmal klappt es wunderbar. Ich musste zwar am Anfang gegen Kiemenwürmer behandeln, die die Tiere mitbrachten, aber seitdem das ausgestanden ist, sind sie putzmunter und eine Vermehrung gelang schon bald.
Nun aber zu den Hintergründen.
Lange Zeit galt der „große“ Tanichthys albonubes als einziger Vertreter seiner Gattung, erst 2001 wurde der kleine Bruder T. micagemmae im Bau Dung Fluss in Zentralvietnam entdeckt. Das Habitat waren Randbereiche dieses schnell fließenden Flusses in einem Abschnitt, wo er durch sandige Landschaft führt.
Das Verbreitungsgebiet ist offenbar sehr klein, deshalb ist es gut, dass er inzwischen recht oft als Zierfisch gehalten wird und sein Fortbestand damit gesichert sein dürfte.
Das Klima dort zeigt Durchschnittstemperaturen von 20°-30°C (Winter/Sommer) mit einer Regenzeit von September bis November.
Der Name ist Programm: Funkelnder Juwel. Sie warten mit einer kontrastreicheren Färbung als der albonubes auf. Der Rücken ist dunkel und glitzert leicht, dann folgt ein leuchtend weißer Streifen und darauf direkt ein glitzernd schwarzer. Dieses Muster wiederholt sich praktisch in den Flossen der Männchen: Die Rückenflosse hat einen weißen, die Afterflosse einen roten Saum mit schwarzem Streifen. Es gibt vereinzelt Männchen mit offenbar natürlich auftretenden leicht verlängerten Flossen, die eine wahre Pracht sind.
In der feuerroten Schwanzflosse befindet sich an der Wurzel ein schwarzer Fleck und die Lippen sind kardinaltypisch „geschminkt“, also ebenfalls leuchtend rot. Die Augen sind in der Jugend blau, werden aber beim erwachsenen Fisch weiß.
Die Weibchen sind zwar nicht ganz so intensiv gefärbt, aber durchaus auch hübsch.
Die Jungfische haben einen Leuchtstreifen, der zuerst intensiv blau schillert, in der Jugend in ein Grün übergeht und dann zu dem adulten weißen Streifen verblasst.
Haltung:
Ein 60 cm Becken genügt für diese nur wenig über 2 cm langen Fische. Nach meiner Erfahrung wird dichte Randbepflanzung bevorzugt und starke Strömung eher gemieden, also passt ein „normales“ bepflanztes und gefiltertes Becken gut. Wie eingangs erwähnt scheinen sie allzu hartes Wasser nicht zu schätzen, aber so lange es kein Kieler Fließbeton ist, ist alles gut.
Mit Futter sind sie anspruchslos, alles was klein genug ist, wird gefressen. Dabei sind sie zwar schnell, aber nicht ganz so gnadenlos stürmisch, wie ihre großen Verwandten. Eine Vergesellschaftung mit einem Pärchen Betta smaragdina funktioniert gut.
Verhalten und Zucht:
Friedlich, wie man so schön sagt. Aber absolut nicht langweilig! Sie sind kleine Persönlichkeiten, bei denen durchaus Charakterunterschiede festzustellen sind. Sie sehen auch nicht so gleich aus, dass man sie nicht unterscheiden könnte, kleine Variationen gibt es immer.
Zumeist halten sie sich in losen Gruppen auf, gelegentlich wird aber auch richtiges Schwärmen gezeigt, das ist dann wirklich eine Show. Bei mir war das erst zu beobachten, als die erste Jungfischgeneration zu den „Alten“ kam. Vielleicht reichte vorher die Masse nicht, mir scheint aber auch, dass die intensiv leuchtenden Streifen der Jungen ihre Eltern zum Folgen angestiftet haben, denn es waren immer die Kleinen, die voran schwammen.
Je nach Tagezeit gibt es unterschiedliches zu sehen. Vormittags ist Laichzeit, dann werden zwischen den Männchen spektakuläre Kommentkämpfe (stets ohne Beschädigung) ausgetragen. Die Flossen werden weit gespreizt, der ganze Körper steht unter Spannung und es wird umeinander gekreist, bis einer plötzlich zustößt und der andere ausweicht. Die Flossenlänge spielt dabei anscheinend nicht die entscheidende Rolle – mein eines besonders langflossiges Männchen ist relativ regelmäßig unterlegen.
Die Sieger locken die Weibchen an die Ablaichorte. Diese sind zum Leidwesen des Züchters ziemlich flexibel. Die Ablaichkiste mit Moos wird nur gelegentlich aufgesucht. Ich sehe die Paare auch direkt unter der Oberfläche zwischen Nymphea Blättern, in Wurzelgestrüpp von Javafarn und schlicht über dem Boden unter Deckung durch Pflanzen ablaichen.
Dadurch gab es bei meiner Extensivzucht mit regelmäßigem Absammeln nur sehr mäßige Erfolge. Zumeist liegen nur zwei, drei Eier täglich in der Kiste.
Zunächst hab ich diese in einen Netzkasten im Haltungsbecken überführt, dabei kam aber nur ein Bruchteil durch. Später hab ich sie in einer separaten Schale mit flachem Wasser zum Schlupf gebracht und erst dann in den Netzkasten getan, das funktionierte besser. Eventuell sind die zarten, winzigen Eier Beute der zahlreichen Cyclops geworden?
Noch bessere Ergebnisse gab es letztlich, als ich in einem beheizten Becken einen Netzkasten für sie bereit machte. Dort geht die Entwicklung doch wesentlich schneller als im 21° Haltungsbecken (2 Tage gegen 5 Tage Schlupfzeit), dadurch scheint es auch weniger Verluste zu geben.
Die Eier sind leicht gelblich, etwa 1 mm groß und klar. Wunderbar zu mikroskopieren, da man alles bestens sehen kann – inklusive Blutkreislauf!
Wenn die Larven geschlüpft sind, hängen sie noch für ein bis zwei Tage an den Wänden des Kastens oder an Pflanzen, bis sie frei schwimmen. Dann nehmen sie gern Pantoffeltierchen, Mikro oder Essigälchen. Artemia sind für den Anfang noch zu groß, sollten aber zugefüttert werden, sobald sie „passen“. Dann geht die Entwicklung recht schnell. Schon nach wenigen Tagen ist der blaue Leuchtstreifen zu sehen, später kommen die roten Flossen dazu.
Ich konnte die Jungfische recht früh zu den Eltern setzen, im Haltungsbecken sind aber nie ohne Zutun welche hoch gekommen.
Fazit:
Vietnamkardinalfische sind hübsch, unkompliziert, lassen sich ungeheizt halten und die Zucht ist nicht so einfach, dass es langweilig wäre. Absolut empfehlenswert!
- Birthe
Categories: Allgemein, Zierfische, Zuchtberichte
Schlagwörter: kardinalfisch, Tanichthys micagemmae, vietnamesischer, Zierfisch
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